27 czerwca 2016

SPIEGEL-Brief


Liebe Leserin, lieber Leser!
Politiker leben gefährlich: Am 16. Juni wurde die britische Labour-Abgeordnete Jo Cox, 41, Mutter von zwei Kindern, ermordet, und es ist gar nicht lange her, dass ein Mann ein Attentat auf die damalige Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker in Köln verübte, sie schwer verletzte. Überall in Deutschland sind Politiker zunehmend Beschimpfungen und Beleidigungen, auch Morddrohungen ausgesetzt, das hat mein Berliner Kollege Markus Feldenkirchen recherchiert. Die Attacken reichen von Telefonterror bis zu Sprengstoffanschlägen. Oft geht es gegen Liberale wegen ihres Einsatzes für Flüchtlinge, mitunter aber nehmen auch militante Linke Politiker aus dem rechten Spektrum ins Visier. Das Bundeskriminalamt zählt rund jede Woche eine Straftat gegen "Amts- und Mandatsträger" im Zusammenhang mit der Flüchtlingsdebatte. "Das Klima hat auch in Deutschland eine Temperatur erreicht, die Schlimmeres befürchten lässt", sagt mein Kollege, der ansonsten nicht zur Hysterie neigt.
Auf rund 865 Millionen Euro haben sich die Gesamtkosten für die Hamburger Elbphilharmonie summiert, die nächstes Jahr eröffnet werden soll. Der Kartenvorkauf hat begonnen, gespannt wartet das Publikum auf den Klang im Konzertsaal, den der weltberühmte Akustiker Yasuhisa Toyota mit einer weißen Spezialhaut und einem 50-Tonnen-Reflektor ausgestattet hat. Die Frage lautet nun: Klingt die Elbphilharmonie auch so gut, wie sie teuer ist? Wie hallt und tönt der Wunderbau? Der Japaner will Weltklasse liefern, nun fiebert er der Premiere entgegen. Er ist zuversichtlich. Sollte er aber scheitern, sollte das Publikum enttäuscht sein, verriet er meinem Kollegen Philip Bethge nach dem SPIEGEL-Gespräch mit einem Augenzwinkern, begehe er Harakiri.
Er nannte den Papst einen "Hurensohn" und will 100.000 Kriminelle in die Bucht von Manila werfen lassen - als Fischfutter. Gegen den neuen Präsidenten der Philippinen, Rodrigo Duterte, ist Donald Trump ein Weichei. Meine Kollegin Katrin Kuntz traf den 71 Jahre alten Politiker in seiner Heimatstadt Davao auf der südlichen Insel Mindanao, wo er unter freiem Himmel eine Kostprobe seiner rhetorischen Kraftmeierei gab. Innerhalb von sechs Monaten will er nun die politischen Probleme seines Landes und seiner 100 Millionen Bewohner lösen, von der Korruption bis zur Kriminalität. Seinen Wählern gefällt das, sie glauben an ihn. Vielleicht ist er sogar der richtige Mann für diese Aufgabe. Meine Kollegin jedenfalls hat er beeindruckt. "Wenn er bei seiner Agenda der Verbrechensbekämpfung nicht übertreibt, wenn er sich an Regeln hält und den Sprung vom Kampagnenmodus zur Realpolitik schafft, könnte er trotzdem ein guter Präsident werden", sagt sie.
Eine interessante SPIEGEL-Lektüre wünscht Ihnen

Ihr Andreas Ulrich
SPIEGEL-Redakteur

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