Sehr geehrter Herr Pascal Alter!
Können Frau und Mann gleichberechtigt zusammenleben? Wollen sie es überhaupt? Was geschieht, wenn eine Gruppe niedersächsischer Mittelständler versucht, in Iran ihr Feld zu bestellen? Und wie geht das, wenn Grundschüler in der Turnhalle das Programmieren lernen, ganz ohne Computer? Auf all diese Fragen habe ich im aktuellen SPIEGEL Antworten gefunden.
Meine Kollegen Katja Thimm und Markus Verbeet sprachen mit der Soziologin Cornelia Koppetsch von der Universität Darmstadt, die ein Buch über den Kampf der Geschlechter verfasst hat. Koppetsch berichtet über die "Gleichheitsillusion", der die meisten Paare erlägen, und meint damit, dass gerade akademisch gebildete Großstädter zwar vom Ideal der gleichberechtigten Partnerschaft träumen, in der Realität aber doch die Frau die Wäsche wäscht und der Mann die Füße hochlegt. So lerne ich beispielsweise, dass Männer in den Siebzigerjahren im Durchschnitt rund 30 Prozent der Hausarbeit erledigten und dass sich diese Zahl seither kaum erhöht hat. Warum das so ist, begründet Koppetsch ebenso unterhaltsam wie kenntnisreich. Beruhigt darf ich sagen: Es liegt nicht nur an den Männern. - Das ist großartiger Diskussionsstoff für den nächsten Abend mit Freunden.
Ebenso heiß diskutiert ist zumindest unter Eltern wohl das Thema, wie früh Kinder mit Computern vertraut gemacht werden sollten. Meine Tochter war lange auf einer Waldorf-Schule, und ich lasse kaum eine Gelegenheit aus, andere Eltern vor den Gefahren des allzu frühen Gebrauchs elektronischer Medien zu warnen. Was jedoch mein Kollege Manfred Dworschak über den Computerunterricht an einigen, noch rar gesäten Grundschulen zu berichten weiß, hat mich begeistert. Dort lernen die Kinder die Arbeitsweise von Computern ganz ohne Computer kennen - mit Plastikbechern, Bilderbüchern und Spielkarten. Sie ersinnen Törtchen-Algorithmen mit den Variablen Zuckerguss, Erdbeeren und bunte Streusel, wirbeln als Zahlen über den Schulhof oder stellen Klaviere aus Bananen her, verbunden per Schwachstromkabel. Schade, dass meine Tochter dafür inzwischen schon fast zu alt ist.
Kollegen wie Alexander Smoltczyk können schreiben, worüber sie wollen - ich finde es immer interessant. Auch in diesem Heft werde ich nicht enttäuscht: Der Kollege reiste mit 99 Unternehmern aus Niedersachsen nach Teheran und berichtet, wie sich die Hersteller von Turbogebläsen, Gipsprodukten, Hafenkränen oder Muldenkippern auf den "Implementation Day" vorbereiten, jenen Tag im kommenden Frühjahr, an dem - nach der Vereinbarung zum Atomprogramm - die Wirtschaftssanktionen gegen Iran fallen könnten. Ich erfahre, wie zahlreiche "Niedersachsen-Füller der Marke Pelikan" in Umlauf geraten, und lerne, dass "zweistöckige Eierfarmen mit Entlüftungsfiltern und Kratzkäfigen" auch in Iran auf großes Interesse stoßen. Es gelingt Smoltczyk, gleichzeitig zu erklären und zu amüsieren und doch nie überheblich zu wirken. Die Quintessenz seines Artikels: "Niedersachsens Mittelstand ist nicht weniger welterfahren als die tätowierten Vollbärte der IT-Valleys. Er trägt nur helle Socken."
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der SPIEGEL-Lektüre
Ihr Philip Bethge
SPIEGEL-Redakteur
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