Die Lage am Mittwoch
Liebe Leserin, lieber Leser,
heute stellt Innenminister Thomas de Maizière sein Konzept für den Zivilschutz vor, für das er in den letzten Tagen so viel Spott einstecken musste. "Die Bevölkerung wird angehalten, einen individuellen Vorrat an Lebensmitteln für einen Zeitraum von zehn Tagen vorzuhalten", heißt es nun in dem Papier. Ich finde, der Satz enthält auch eine frohe Botschaft - zumindest für die deutsche Konservenindustrie, deren Image ja nicht gerade das beste ist. Ein Glas Würstchen war bisher ein Anschlag auf die gesunde Ernährung. Dank der Regierung wird es nun zum Akt des Widerstandes gegen Putins Invasionstruppen.
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Merkel über den Wolken
Angela Merkel ist in diesen Tagen mehr im Flugzeug als in ihrem Büro im Kanzleramt. Vorgestern war sie in Italien, heute besucht sie Estland, morgen wird sie in Prag zu Gast sein. Offiziell geht es bei ihren Gesprächen um die Planung des Brexit. Aber man kann die Reisediplomatie auch als Teil eines Rehabilitationsprogramms sehen. Ihre Flüchtlingspolitik hat Merkel zur einsamsten Regierungschefin Europas gemacht. Nun hofft sie auf die Willkommenskultur der Kollegen.
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Abschied von Wobo
Eigentlich war es schon lange klar, nun hat es Wolfgang Bosbach auch offiziell gemacht: Im Herbst 2017 wird er aus dem Bundestag ausscheiden. In Berlin gibt es Politiker, deren Macht deutlich größer ist als ihr Talent. Bei Bosbach war es umgekehrt. Und das lag vor allem an Merkel, die ihm höhere Aufgaben nie zugetraut hat. Die Kanzlerin sah in Bosbach offenbar vor allem den Karnevalsprinzen. Aber oberflächlich war der Rheinländer nie.
Bosbach hat die seltene Gabe, im Bierzelt ebenso zu bestehen wie im Fachausschuss. Und es zählt zu seinen Stärken, dass er selbst sein kompliziertes Verhältnis zu Merkel von der heiteren Seite sehen konnte. "Der Höhepunkt auf dem 50. Geburtstag von Angela Merkel war der Vortrag eines Hirnforschers. Bei mir war es der Auftritt der Karnevalsband Höhner", sagte er einmal. "Vielleicht bringt es das auf den Punkt."
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Verlierer des Tages...
... ist Thomas Oppermann. Der SPD-Fraktionschef gehört zu jener Spezies Politiker, bei der man nie so recht weiß, wofür sie eigentlich stehen - die aber die erstaunliche Fähigkeit haben, sich aus jeder unangenehmen Situation herauszuwinden. Schon in der Edathy-Affäre schützte Oppermann die selektive Amnesie seiner Parteifreunde. Vor ein paar Wochen kam heraus, dass die SPD-Abgeordnete Petra Hinz ihre Mitarbeiter über Jahre übel gemobbt hat. Oppermann wollte auch in diesem Fall nichts mit der Sache zu tun haben, obwohl die Hinz-Geschädigten ihre Beschwerden zum Teil schriftlich bei der Fraktionsführung hinterlegt haben. Heute beginnt Oppermanns Sommerreise mit Journalisten. Dabei wird er sicher auf jede Frage eine Antwort finden, die absolut unangreifbar ist.
Die jüngsten Meldungen aus der Nacht
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag,
Ihr René Pfister |
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